Urlaubsberechnung: für alle gleich?
Als HR-Profi ist es wichtig, die gesetzlichen Bestimmungen rund um Arbeits- und Urlaubstage zu kennen und den jeweiligen Urlaubsanspruch richtig zu berechnen. In der Schweiz haben Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in einer Fünf-Tage-Woche, ob in Vollzeit oder Teilzeit, laut Bundesurlaubsgesetz grundsätzlich Anspruch auf mindestens vier Wochen Ferien pro Jahr. Für Jugendliche unter 20 Jahren beträgt der Mindesturlaub fünf Wochen. Schwerbehinderte Arbeitnehmende bekommen bei einer Fünf-Tage-Woche einen Zusatzurlaub von fünf Tagen – somit stehen ihnen 25 Urlaubstage zu. Mitarbeitende, die in einer 6-Tage-Woche arbeiten, haben wiederum Anspruch auf 24 Tage.
Das Wichtigste der Urlaubsberechnung in Kürze
- Der gesetzliche Mindesturlaub beträgt vier Wochen (20 freie Arbeitstage) pro Jahr.
- Jugendliche bis 20 Jahre sowie eingeschränkten Mitarbeitende haben Anspruch auf fünf Wochen (25 freie Arbeitstage).
- Bei Mutterschaftsurlaub haben Frauen Anspruch auf 14 Wochen bezahlten Urlaub nach der Geburt (Mutterschaftsentschädigung gemäss Erwerbsersatzordnung, EOG).
Übrigens: Auch wenn mancher Arbeitgeber es nicht allzu gern sieht, auch während der Probezeit haben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen grundsätzlich das Recht, ihren anteiligen Urlaub zu nehmen.
Zusätzliche Ferienwoche als Wettbewerbsvorteil
Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte mit attraktiveren Angeboten punkten müssen. Daher bieten zahlreiche Unternehmen freiwillig 5 Wochen Urlaub an, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und so die besten Talente für sich zu gewinnen und langfristig zu binden. Eine zusätzliche Ferienwoche kann ein entscheidender Faktor sein, um sich im hart umkämpften Arbeitsmarkt erfolgreich zu behaupten.
Urlaubsanspruch richtig berechnen: Was ist mit Arbeitnehmenden in Teilzeit?
Teilzeitbeschäftigte haben Anspruch auf vier Wochen Urlaub pro Jahr oder mehr, falls das Unternehmen mehr Ferien bietet. Dieser Urlaubsanspruch wird entsprechend der vereinbarten Arbeitszeit anteilsmässig berechnet. In einem anderen Beitrag haben wir dir bereits die unterschiedlichen Teilzeitmodelle aufbereitet. Wie wird der Urlaubsanspruch in diesem Fall richtig berechnet? Ein Beispiel: Eine Teilzeitkraft, die 60% einer Vollzeitstelle arbeitet und somit drei Tage pro Woche beschäftigt ist, hat ebenfalls Anspruch auf vier Wochen Urlaub. Da eine Woche für diese Teilzeitkraft aus drei Arbeitstagen entspricht, ergibt sich ein Urlaubsanspruch von 12 Arbeitstagen (4 Wochen × 3 Tage). Je nach Teilzeitmodell – wenn die Person beispielsweise in einem 60% Pensum täglich 5.04 Stunden arbeitet (bei einer 42 Stunden Woche) kann der Urlaubsanspruch auch 20 Tage betragen, wobei dann jedoch jeder Urlaubstag nur 5.04 Stunden „Wert“ hat.
Und welcher Anspruch besteht bei Kündigung?
Bei einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses stellt sich oft die Frage, wie verbleibende Urlaubstage behandelt werden.
Grundsätzlich gilt:
- Abgeltung von Urlaubstagen: Offene Urlaubstage sollten nach Möglichkeit innerhalb der verbleibenden Arbeitszeit genommen werden. Kann der Urlaub nicht gewährt werden, ist der nicht bezogene Urlaub finanziell abzugelten.
- Richtige Berechnung des Urlaubsanspruchs: Der Urlaubsanspruch wird pro rata temporis berechnet, d.h. anteilig zur bereits geleisteten Arbeitszeit im Kalenderjahr. Beispiel: Jemand kündigt zum 30. Juni und hat im laufenden Jahr bisher noch keinen Urlaub genommen. Er hat Anspruch auf die Hälfte seines Jahresurlaubs, also zehn Tage (bei einer 5-Tage-Woche).
Faire Ferien: So förderst du das Arbeitsklima
Damit deine Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ihren Urlaub voll und ganz geniessen können, ist eine offene und transparente Kommunikation wichtig. So schaffst du Vertrauen und verhinderst Missverständnisse. Letzteres umgehst du ausserdem, wenn du auf eine klare Dokumentation im Arbeitsvertrag achtest. Die Regelungen zur Probezeit und zum individuellen Urlaubsanspruch sollten also klar im Arbeitsvertrag festgehalten sein. Und abschliessend: Für die Zufriedenheit deiner Mitarbeitenden und einem positiven Arbeitsklima sind Flexibilität und Fairness wichtig: Versuche also, den Wünschen aller Talente so weit wie möglich nachzukommen.